Einige „Lean“ Problemlösungen erfordern Kreativität. Es gibt viele unterschiedliche Kreativitätstechniken, mit denen Ihre Mitarbeiter Ideen zur Problemlösung generieren können – um ein Problem kreativ und strukturiert angehen zu können, bietet sich das Ishikawa Diagramm an.
Diese Methode – benannt nach ihrem japanischen Erfinder Kaoru Ishikawa – ist ein Instrument zur Qualitätsverbesserung und im deutschen Sprachraum als „Fischgräten-Diagramm” bekannt. Der Aufbau und Umriss kommt der Form eines Fisches nahe.
Dieses Diagramm kommt zum Einsatz, um eine systematische und vollständige Ermittlung von Problemen und deren Beziehungen (Ursache-Wirkung-Analyse) zu visualisieren und zu gewichten.
Grundsätzlich kann man zur Problemlösung das Ishikawa Diagramm alleine aufstellen. Dennoch bietet es sich an, dies im Rahmen eines Brainstorming zu tun und hier auf eine Gruppe aus verschiedenen Funktionen und Bereichen zu setzen, die in irgendeiner Form mit diesem Problem zu tun haben. Damit wird gewährleistet, dass Wechselwirkungen und Schnittstellen nicht unbeachtet bleiben. Der Vorteil des Ishikawa Diagramms ist, dass es leicht erlern- und anwendbar ist und die Teilnehmer nicht umfangreich geschult werden müssen.
Startpunkt ist der Fehler oder das Problem (der Kopf des Fisches). Die möglichen Ursachen bzw. Einflussgrössen werden nun als Schlagwörter an die Hauptzweige (bzw. die Gräten des Fisches) eingetragen und dienen zum Aufspüren der Hauptursachen eines Problems oder Fehlers.
Hier haben sich die 4M bewährt: Mensch, Maschine, Material, Methode. Es gibt zusätzliche Varianten bzw. situationsbedingte Abwandlungen:
- Mensch, Maschine, Material, Methode: Auch als die 4M bekannt. Gewöhnlich die am häufigsten verwendete Methode.
- Mensch, Maschine, Material, Methode, Management, Milieu, Messung, Money (Geld). Bekannt als 8M, eine Erweiterung der 4M: Daraus resultieren unterschiedliche Kombinationen 5M oder 6M.
- Produkt (Service), Preis, Platz, Promotion, Personal, Prozess, Physische Beweise: Eine andere Kombination, hier mit Fokus auf Personen und Lieferkette.
- Umgebung, System, Lieferant, Fähigkeiten, Sicherheit: Eine Ursachenkette aus dem Bereich der Logistik.
Jeder Hauptzweig wird im nächsten Schritt mit den möglichen Ursachen ergänzt. Diese können in Haupt- und Nebenursachen untergliedert werden. Bei der Sammlung der Ursachen ist es sinnvoll, sich an die Brainstorming-Regeln zu halten: Es geht hier vorerst nicht darum, nur qualitativ hochwertige Ursachen zu sammeln, sondern frei zu denken. Das Team hilft, dies kreativ anzugehen. Dabei sollte man Fragen stellen, eventuell nach dem 5W Prinzip (5x warum), um jede Antwort weiter zu präzisieren.
Ziel ist, nicht nur die oberflächlichen Ursachen zu finden, sondern ebenso die weniger sichtbaren. Jede gefundene Ursache sollte nochmals mit einem weiteren Warum hinterfragt werden, so kann man jede gelistete Einflussgrösse tiefergehend betrachten. Der Gesamtansatz unterscheidet sich nicht wesentlich vom Brainstorming, abgesehen von der zugrunde liegenden Struktur.
Nach Auflistung sämtlicher Ursachen werden die für den Fehler in Betracht kommenden Abweichungen ausgesucht. Es hat sich bewährt, dass jeder Teilnehmer die für sich wahrscheinlichste Ursache notiert und diese danach diskutiert werden. Ziel ist es, durch diese Diskussion die Hauptursache für das Problem zu identifizieren. Dabei können durchaus auch mehrere zutreffen.
Zum Schluss können Sie diese Ursachen basierend ihrer Bedeutung für das Problem sortieren und Ansätze entwickeln, um Ihr Problem zu lösen. Hinterfragen Sie trotzdem vor der Umsetzung einer Lösung, ob die gefundene Ursache wirklich die richtige Fehlerquelle ist. Und jede Umsetzung benötigt danach eine systematische Planung zur Ursachenbekämpfung.