Entwicklungshilfe ist ein Auslaufmodell (David Signer)

Unter diesem Titel erschien am 18. August 2018 in der NZZ.ch ein interessanter Bericht, der mit den folgenden Worten endet: „Der Westen hat kein Interesse an einem armen Afrika, aus dem er einfach die billigen Rohstoffe abtransportieren kann. Es stimmt nicht, dass die «Multis» die Anstrengungen Afrikas, sich zu industrialisieren, systematisch hintertreiben. Für Rohstofffirmen wäre es häufig lukrativer, die Ressourcen vor Ort zu verarbeiten. Aber die Voraussetzungen für diese Art längerfristigen Engagements – Infrastruktur, Transportwege, Energieversorgung, Rechtssicherheit, Personal, Stabilität – fehlen oft gerade in den Rohstoffländern. Ein wohlhabendes, funktionierendes Afrika wäre nicht nur als Produktionsstandort, sondern auch als Absatzmarkt für die Industrieländer interessanter als der Kontinent im jetzigen Zustand.”

Warum wünscht sich der Westen Infrastruktur, Transportwege, Energieversorgung, Rechtssicherheit, Personal, Stabilität (wobei Stabilität und Rechtssicherheit zusätzlich noch eine ausreichende Bildung voraussetzt), geht es aber nicht aktiv an? Ein Blick nach China zeigt, dass es anders geht. Hier wird ebenfalls vorrangig ein Großteil des nach Afrika fließenden Geldes für die Entwicklungshilfe verwendet – und dieser Fluß ist seit der Jahrtausendwende stetig angeschwollen (Quelle der Grafik: http://www.sais-cari.org/data-chinese-loans-and-aid-to-africa).

Dabei blieb es aber nicht. Neben den Entwicklungshilfekrediten bauen chinesische Firmen nicht weniger als 50 Prozent der auf dem afrikanischen Kontinent international ausgeschriebenen Projekte, alleine 60% des Invests fallen auf die wichtigen und von den Europäern geforderten Infrastrukturprojekte (Quelle: Zeit Online vom 3. Januar 2018 https://www.zeit.de/2018/02/china-afrika-einwanderung-unternehmer-investoren-senegal/komplettansicht). Laut Moguldom/Afkinsider (https://moguldom.com/102561/20-african-countries-with-the-most-chinese-investment-projects/) wurden bis 2012 in Nigeria 404, in Südafrika 280, in Sambia 273 und in Äthiopien 255 Projekte von chinesischen Firmen abgewickelt, gefolgt von Ägypten, Kongo, Ghana, Angola, Simbabwe, Tansania, Sudan und Kenia mit jeweils deutlich über 100 Projekte. Ernst & Young schätzt in seinem “Attractiveness Program Africa” aus dem Mai 2017, dass China in Afrika so über 130.000 Jobs geschaffen hat (Quelle: https://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/ey-attractiveness-program-africa-2017-connectivity-redefined/$FILE/ey-attractiveness-program-africa-2017-connectivity-redefined.pdf). Neben dem Chinesischen Staat investieren zunehmend ebenso chinesische Privatunternehmen und haben sich mittlerweile vor Ort niedergelassen.

Verpasst der Westen nun den Anschluß? Anstatt in die Voraussetzungen für diese Art von längerfristigen Engagements zu investieren, hat sich 138 Jahre nach dem „Wettlauf um Afrika“ aus westlicher Sicht allem Anschein nach nicht viel verändert. Weite Teile des afrikanischen Kontinents sind für die Europäischen Staaten und Firmen noch immer nur ein lukrativer Rohstofflieferant, Absatzmarkt, Krappenpuler, Schrott- und Müllverwerter. Um das Gewissen zu beruhigen gibt es ja noch die Entwicklungshilfe und den Spendenscheck zu Weihnachten, der von der Steuer abgesetzt werden kann. Aber es muss umgedacht, und den Best Practices der Chinesen gefolgt werden. Die setzten gerade dieses Erfolgsmodell jetzt in Latein- und Südamerika nochmals um.

 

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